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Kompressionstherapie

Aktualisiert: 15. Juni



Die Kompressionstherapie ist eine Therapieform, die durch lokalen Druck auf das venöse Beingefäßsystem zu einer Steigerung der Fließgeschwindigkeit des Blutes führt. Dieser Druck kann durch Bandagieren des Beines mit Kompressionsbinden oder durch spezielle Strümpfe erzeugt werden. Die Kompressionstherapie wird bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt.


➡️Ziele

Durch Entwicklung und Gewährleistung eines permanenten Druckes werden die venösen Beingefäße verengt. Dadurch steigert sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Der Rückfluss zum Herzen erhöht sich, Ödeme werden reduziert und Schmerzen mindern sich. Weitere erwünschte Effekte sind die Beschleunigung der Abheilung eventueller Wunden, das Vorbeugen gegenüber Rezidiven sowie Thrombosen und somit schließlich die Erhöhung der Lebensqualität des Patienten.


➡️Einsatzgebiete

Eine Kompressionstherapie kommt bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern und pathologischen Zuständen zum Einsatz:

  1. Chronisch-venöse Insuffizienz

  2. Postthrombotisches Syndrom

  3. primäres und sekundäres Lymphödem

  4. primäre und sekundäre Varikosis

  5. Thrombophlebitis

  6. tiefe Beinvenenthrombose

  7. Schwangerschaftsödeme

  8. nach Varizenstripping oder – verödung

  9. zyklisches und idiopathisches Ödem

  10. Angiodysplasie

Darüber hinaus wird die Kompressionstherapie auch präventiv eingesetzt und zwar bei Erkrankungen, bei denen ein Thromboserisiko besteht sowie bei immobilen Patienten, bei denen sich Stauungszustände entwickeln, wie z. B. bei Paresen oder Teilparesen der Beine.


➡️Materialien und Versorgungsformen

Eine Kompression kann sowohl durch die Anwickelung von Binden als auch durch das Anziehen speziell dafür entwickelter und nach den Maßen des Patienten gefertigter oder darauf passender Strümpfe gewährleistet werden. Der erzeugte Druck unterscheidet sich in Arbeits- und Ruhedruck.

Arbeitsdruck Ergibt sich durch den Widerstand, den der Verband der Ausdehnung der Muskulatur bei der Muskelkontraktion entgegensetzt, d. h. wenn das Bein in Bewegung gerät und ist umso höher, je unelastischer die Kompression ist.

Ruhedruck entspricht dem Anlagedruck, d. h. der Kraft, die zum Dehnen der Binde beim Anlegen aufzuwenden ist, wird aber zusätzlich durch das individuelle Rückstellvermögen einer Binde beeinflusst.


  • Binden

Kompressionsbinden kommen in erster Linie in der initialen Entstauungsphase bei Patienten mit chronisch venöser Insuffizienz (CVI), bei Lymphödemen und bei weiteren Ödemen an den Unterschenkeln zum Einsatz. Nur in Ausnahmefällen werden sie über die Entstauungsphase hinaus angewendet. Sie sind weniger alltagstauglich und kostenintensiver, als Kompressionsstrümpfe und werden daher in den meisten Einsatzbereichen heutzutage gegen diese ersetzt.

Langzugbinden – Diese Binden haben ein sehr hohes Dehnungsvermögen von bis zum Doppelten der eigenen Länge. Sie erzeugen einen geringen Arbeitsdruck, aber einen hohen Ruhedruck. Das ist bei Venenerkrankungen in der Regel nicht erwünscht. Daher werden Langzugbinden in der Phlebologie (Venenheilkunde) nur selten verwendet. Bei Langzugbinden besteht zudem das Risiko, dass sich bei immobilen Patienten erhebliche Einschnürungen entwickeln, daher kommen sie insbesondere bei diesen Patienten nicht mehr zum Einsatz.

Kurzzugbinden – Kurzzugbinden bestehen aus unelastischem Textil und weisen daher nur ein sehr geringes Dehnungsvermögen auf. Sie ermöglichen den bei Venenerkrankungen erwünschten hohen Arbeits- und niedrigen Ruhedruck. Kurzzugbinden sind die Binden der Wahl bei mobilen Patienten, z. B. bei Venenentzündungen, nach einer Venenoperation oder beim offenen Bein (Ulcus cruris).

Zinkleimbinden – Das Textilgewebe der Zinkleimbinden ist mit Leim angereichert, der sich verhärtet, wenn die feucht angelegte Binde trocknet. Durch das Aushärten entsteht der Kompressionsdruck. Nimmt der Beinumfang ab, mindert sich dieser entsprechend. Ein Zinkleimverband muss täglich gewechselst werden.

Bindensysteme – Hersteller bieten fertige Mehrlagensysteme, die Kompressions-, Fixier- und Polsterbinden enthalten. Für das Anlegen einer solchen Kompression ist es nicht nötig, Kenntnisse über umfangreiche Wickeltechniken zu beherrschen.


  • Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe gibt es konfektioniert oder als maßgefertigte Einzelstücke im Sanitätsfachhandel. Sie kommen in der Erhaltungsphase und während der Prävention zum Einsatz.

Kompressionsstrümpfe – Es gibt zwei Arten von Kompressionsstrümpfen, die sich durch die Strickart unterscheiden. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe mit Naht sowie ein- und doppelflächig rundgestrickte nahtlose Strümpfe.

Strumpfsysteme – Die Strumpfsysteme zur Kompressionstherapie bestehen meist aus zwei Komponenten, einem Unter- und einem Überziehstrumpf. Der Kompressionsdruck des Unterziehstrumpfes ist geringer als der des Überziehstrumpfes; beide Drücke addieren sich auf. Der Unterziehstrumpf verbleibt über Nacht am Bein des Patienten, Der Überziehstrumpfs wird nur tagsüber darüber angelegt.


  • Adaptive Kompressionsbandagen

In der initialen Entstauungsphase geht es darum, den Beinumfang durch Minderung der Ödeme zu reduzieren. Hierbei können sogenannte Wrap-Verbände zum Einsatz kommen. Diese bestehen aus einer manschettenartigen Bandage, die um den Unterschenkel angelegt und durch Klettverschlüsse fixiert wird. Darüber wird ein Kompressionsstrumpf gezogen, der lediglich eine leichte Kompression ausübt. Teilweise ist auch der Fußbereich durch einen kleineren Wrap-Verband zu komprimieren. Der Kompressionsdruck, den die Adaptive Kompressionsbandage auf das Bein ausübt, ist durch das Klettsystem segmental einstellbar und gezielt, auch durch den Patienten selbst, nachjustierbar.


  • Anlegen der Kompression

Im Folgenden wird die Kompressionstherapie mit Binden beschrieben. Am Beginn der Anlage steht zunächst das Anlegen eines Schlauchverbandes, der einerseits verhindert, dass die Wickelung und die Unterpolsterung direkt auf der Haut liegen, andererseits die Wickelung fixiert. Die darüber angelegte Unterpolsterung gleicht anatomische Unebenheiten aus. Darüber erfolgt schließlich die eigentliche Wicklung.


➡️Kontraindikationen

Einige Krankheitsbilder erfordern eine Anpassung der Kompressionstherapie, eine eingeschränkte Anwendung oder schließen sie gar aus, wie:

👉Durchblutungssituation

👉Nervenstörungen

👉Weitere Risikofaktoren: Erysipel, nässende Dermatosen, Phlegmasia caerulea dolens, septische Phlebitis, schwere Sensibilitätsstörungen, Unverträglichkeit gegenüber dem Material.


➡️Kompressionsklassen

Bei Kompressionsstrümpfen definiert der durch sie gewährleistete Druck die so genannte Kompressionsklasse: Solche Strümpfe gibt es sowohl als Konfektionsware als auch nach Maß angefertigt.

* Kompressionsklasse I – Der geringste Anlagedruck von 18 bis 21 mmHg dient zur Prophylaxe von Thrombosen, zur Beseitigung von Schweregefühl oder Müdigkeit in den Beinen und kommt zum Einsatz bei minderer Varikosis mit geringem Ödemrisiko oder beginnender Schwangerschaftsvarikosis.

* Kompressionsklasse II – Die mittlere Kompression entwickelt einen Druck zwischen 23 und 32 mmHg, bei ausgeprägter Schwangerschaftsvarikosis, nach Varizenstripping, bei Anschwellung der Beine nach Abheilung kleinerer Ulcerationen und als Rezidivprophylaxe abgeheilter Ulcera.

* Kompressionsklasse III – Die kräftige Kompression verursacht einen Druck von 34 bis 46 mmHg, bei Thrombose, Folgezuständen der postthrombotischen venösen Insuffizienz, ausgeprägtem Ödemrisiko und Dermatoliposklerose sowie einem floriden Ulcus cruris venosum.

* Kompressionsklasse IV – Die sehr kräftige Kompression beschreibt einen Druck über 49 mmHg bei Lymphödemen oder Elephantiasis.

Der Druck, der durch Kompressionsstrümpfe erzeugt wird, addiert sich beim Übereinanderziehen auf. Patienten, die Schwierigkeiten beim Anlegen von Strümpfen der höheren Kompressionsklassen haben, wird daher empfohlen, niedrigklassigere Modelle übereinanderzuziehen. Zwei übereinander angelegte Kompressionsstrümpfe der Klasse II erzeugen einen Kompressionsdruck, welcher der Kompressionsklasse IV entspricht.




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